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Finanzierungsmodelle

Finanzierung

Finanzierungsmodelle für gemeinschaftliche Wohnformen

von Eva Stützel

Die Finanzierungswege für gemeinschaftliche Wohnformen hängen eng mit der gewählten Rechtsform zusammen.

Wenn Gemeinschaftliches Wohnen in Form einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) organisiert wird, dann unterscheiden sich die Wege zur Finanzierung nicht von denen eines normalen „Häuslebauers“. Die Menschen erstellen Wohneigentum, und dafür gibt es lediglich die ganz normalen Wohnungsbauförderungen. (Baukindergeld, Förderung für besondere Energiesparmaßnahmen, Altersgerechtes Umbauen. Hierzu beraten Banken meist kompetent.)

Gemeinschaftliche Wohnformen, die gemeinsam mehr verwirklichen wollen als nur günstigen und schönen Wohnraum für ihre Mitglieder zu schaffen, haben die Chance, neben den klassischen Finanzierungsbestandteilen (Eigenmittel, evtl. Fördermittel und Bankkredit) noch mit weiteren Fördermöglichkeiten und / oder mit Unterstützung von Privatpersonen aus ihrem Umfeld zu arbeiten.
Hierbei ist wichtig, zu wissen, dass man bei der Akquise von Privatkrediten schnell mit Gesetzen in Konflikt kommt, von denen man vorher gar nicht wusste, dass es sie gab (WpPG – Wertpapier Prospekt Gesetz, KWG – Kreditwesengesetz, KlAnlSchG – Kleinanlegerschutzgesetz). Es gibt für gemeinnützige Verein, soziale Projekte und Genossenschaften jedoch sinnvolle Ausnahmen.

Für ein größeres Projekt, in dem als ein Finanzierungsbaustein Kapital aus dem Umfeld genutzt werden soll, ist eine Genossenschaft die geeignete Organisationsform. Sie reguliert nicht nur leicht das Einbringen von Kapital durch die Projektmitglieder, sondern es gibt damit organisatorisch leicht und rechtssicher die Möglichkeit, ein unterstützendes Umfeld als „Investierende Mitglieder“ zu beteiligen. Die „Nachschusspflicht“, vor der manche Projekte Sorgen haben, kann durch eine entsprechende Satzungsformulierung problemlos ausgeschlossen werden.
Gerade in Zeiten, in denen Geldanlagen bei der Bank keine Zinsen bringen, investieren Menschen gerne in Sachwerte, und noch lieber in Sachwerte, bei denen sie eine Sinnhaftigkeit dahinter sehen. Daher können investierende Anteile für genossenschaftliche Wohnprojekte ein wesentlicher Finanzierungsbaustein sein. Gegenüber der Bank zählen diese Anteile als Eigenkapital.
Eine Sonderform der investierenden Anteile können „Solidaranteile“ sein, die es möglich machen, dass auch Menschen an dem Projekt teilnehmen können, die die (vom Projekt selber festgelegte) erforderliche Anzahl an Mindestanteilen nicht in das Projekt einbringen können.

Wer mit anderen Rechtsformen mit Privatdarlehen oder ähnlichem arbeiten möchte, sollte sich vorher eingehend erkundigen, welche Wege die oben genannten Gesetze offen gelassen haben.

Fördermittel für gemeinschaftliche Wohnprojekte können insbesondere in folgenden Richtlinien gefunden werden:

  • Förderdarlehen „Leben auf dem Land“ für Erwerb, Erhaltung und Erweiterung von agrarwirtschaftlich oder ehemals agrarwirtschaftlich genutzter Bausubstanz auch zum Zwecke der Vermietung (sehr günstige Darlehen)
  • LEADER-Fördermittel
  • Niedersächsische Wohnraumförderung, insbesondere die für Mietwohnraum für gemeinschaftliche Wohnformen einschließlich des generationenübergreifenden Wohnens.

Wenn Projekte ganz klar eine gemeinnützige Ausrichtung haben, stehen eventuell noch weitere Möglichkeiten offen. Das kann auch für Teilprojekte sein, zum Beispiel für Gemeinschaftsräume, die nicht nur dem Wohnprojekt, sondern auch für andere Aktivitäten der Region zur Verfügung stehen. Gemeinnützige Vereine können zum einen Spenden als Finanzierungsbausteine integrieren, als auch noch weitere Fördermittel, Lotteriemittel (u.a. Bingo-Umweltstiftung) und Mittel von Stiftungen nutzen. Es ist allerdings nicht damit getan, eine Satzung eines gemeinnützigen Vereins zu schreiben und zu erwarten, dass damit auf einmal ein Geldregen einsetzt. Spenden und Fördermittel gibt es jeweils nur, wenn Projekte zum einen wirklich gemeinnützige Arbeit machen und zum Anderen diese Arbeit öffentlichkeitswirksam umgesetzt und eine erfolgreiche Akquise betrieben wird.